So sei es

„Amen“ titelt die Süddeutsche:

Der Regensburger Blogger Stefan Aigner geht aus dem juristischen Ringen mit dem Bistum Regensburg als Sieger hervor. […]

Er hatte in einem Kommentar auf seinem Blog regensburg-digital.de geschrieben, dass Geldzuwendungen der Diözese Regensburg an ein Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Priester ‚den Beigeschmack einer Schweigegeldzahlung haben‘. Dies darf Aigner nun weiterhin behaupten. Die Karlsruher Verfassungsrichter wiesen die Beschwerde des Bistums zurück. Ihr Beschluss endet mit dem Satz: ‚Diese Entscheidung ist unanfechtbar.‘

Nicht nur wegen der auch mir von solchen Kirchenleutz zuteil gewordenen Abmahnerfahrungen geht mir das wahrlich wie Öl runter! Herzlichen Glückwunsch Stefan Aigner! 🙂

Und so geht’s voran, Schritt für Schritt! 😉

Ich bin kein Mensch

Ein Bischof über Menschen wie mich:

Ohne Religion und ohne gelebte Praxis von Religion gibt es kein Menschsein.

Ruhr- und Militärbischof Franz-Josef Overbeck am 11.5.2012 in Lourdes (Siehe auch hier.)

Ich bin also in seinen Augen kein Mensch.

Anderen das Menschsein absprechen war und ist die Grundlage der abscheulichsten Verbrechen, die Menschen je begangen haben.

Aber Overbeck befindet sich da ja in „guter christlicher“ Gesellschaft. Solcher, die meint, man könne Menschen wie mich, gottlose Menschen als „Tätervolk“ im Rahmen der Menschheitsverbrechen im 20. Jahrhundert bezeichnen.

Ich frage mich: Wenn das Menschsein ausmacht, wenn Menschen so etwas sagen, will ich dann noch Mensch sein?

Mal wieder: Christliche Werte?

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich sagen/schreiben soll. So etwas hinterlässt mich immer recht sprachlos.

Habe ich das jetzt wirklich richtig verstanden?

Das Beenden einer Partnerschaft und Eingehen einer neuen ist für die katholische Kirche Grund genug, einer, nach allem, was ich gelesen habe, allseits nicht nur beliebten, sondern auch sehr fähigen und engagierten Kindergartenleiterin zu kündigen.

Begeht ein Priester eine Sexualstraftat, missbraucht ihm anvertraute Kinder, ist das hingegen für die katholische Kirche kein Kündigungsgrund.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch ich bin für die Rehabilitation von Sexualstraftätern, für ihre Therapie und dafür, dass, wenn nach menschlichem Ermessen (Das ist selbstverständlich nie 100% sicher, aber was ist das schon? In jedem von uns schlummert so manche Zeitbombe…) von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht, sie in die Freiheit zurückkehren, ihnen Arbeit usw. usf. zusteht. Gar keine Frage.

Ich frage mich nur, ob da noch irgendeine Verhältnismäßigkeit erkennbar ist?

Das Erzbistum Köln schreibt in seiner Stellungnahme zur Kündigung der Kindergartenleiterin:

Kennzeichen einer christlichen Lebenshaltung ist außerdem, dass ein Christ sein ganzes Leben aus diesem Glauben heraus gestaltet, bis in alltägliche Dimensionen hinein. Die Kirche und ihre Mitarbeiter sind diesem moralischen Anspruch besonders verpflichtet. Wir bedauern die Konsequenzen, die sich daraus für die Leiterin der Kindertagesstätte Rauschendorf ergeben haben. Doch die Kirche kann ihre moralischen Werte nicht einfach im Einzelfall aufgeben oder aus missverstandener „Nächstenliebe“ zurücknehmen.

Jemanden, der eine Partnerschaft beendet und eine neue eingeht, weiter zu beschäftigen, ist also „missverstandene ‚Nächstenliebe'“ (Warum setzt das Erzbistum Köln Nächstenliebe in Gänsefüßchen?) und Sexualstraftäter weiter beschäftigen, ist es nicht? Bei Ersterem muss die katholische Kirche ihre moralischen Werte aufgeben, bei Letzterem nicht?

Kann mir das bitte einmal jemand erklären?

Jesus im Briefkasten

Mal wieder ist er dort gelandet. Eindringlich und drohend. Mit Zuckerbrot und Peitsche.


Triefend. Einseinself!!!


Wer alles, auch die Rückseiten dieser Zettel, lesen mag, klicke auf das entsprechende Bild. Ich warne euch aber, das tut weh. Richtig weh. 😉

Ich wüsste gern, wer mir immer mal wieder solcherlei zukommen lässt, ich würde ihn glatt auf einen Kaffee oder Kräutertee zu einem Gespräch einladen. Aber leider hat er es vorgezogen, seine Identität im Dunkeln zu lassen …

Sicher beruhigte es ihn, wenn er wüsste, dass auch ich bete, immer öfter flehe: „Herr, schmeiße Hirn vom Himmel, es mangelt!“

Weltweite Bedeutung humanistischer Werte

Unter dem Titel „Freiheit, Toleranz oder Menschenwürde – Über die weltweite Bedeutung humanistischer Werte“ lief im Deutschlandfunk ein interessanter Beitrag, der schön aufzeigt, wo die Grenzen der Religionen liegen und warum humanistische Werte unerlässlich für ein weltweites friedliches Zusammenleben sind:

Vier Jahre erforschten Wissenschaftler wie ein „Humanismus im Zeitalter der Globalisierung“ aussehen könnte. Sie untersuchten, ob Werte universell und über Religionsgrenzen hinweg identisch seien. […]

Klar dürfte sein: der Humanismus geht ins Leere, wenn das, was unter „human“ zu verstehen ist, in das Belieben partikularer Kulturen gestellt wird. Doch gleichzeitig wird klar, dass die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Menschen – und seine Rechte – tief, sehr tief, sitzen. Und auf der anderen Seite sind auch unsere „westlichen“ Vorstellungen von Menschenrechten – trotz der vermeintlichen Anerkennung kultureller Unterschiede – in der Praxis kaum verhandelbar. Für uns ist nicht verhandelbar, dass alle Menschen gleich sind. Dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben. Dass Staat und Kirche voneinander getrennt sein müssen. Das sieht auch Jörn Rüsen so:

„Moderner Humanismus kann nur ein Humanismus in den Grundlagen einer säkularen Bürgergesellschaft sein. Das wird natürlich von Staaten, die sich islamisch verstehen, bestritten und entsprechend von den dort maßgeblichen Intellektuellen. Nur, es gibt ja Argumente, die ich mit islamischen Theologen diskutiert habe. Ich sag, wie wollen wir verhindern, dass Menschen im Namen Gottes unmenschlich behandelt werden? Dazu brauchen wir eine säkulare Vorstellung, auf die wir uns berufen können, um die Unmenschlichkeit religiös motivierten Verhaltens kritisieren zu können. Darauf hat der nur gesagt, Sie haben Recht. Und ich hab gesagt, dann können wir miteinander ins Geschäft kommen.“

„Es gibt ja Argumente“, wie Jörn Rüsen gerade sagte. Man kann ja diskutieren über einen zukünftigen globalen Humanismus. Erreicht ist er jedenfalls noch lange nicht. Vielleicht sogar weiter entfernt, als man es zum Beispiel nach dem Ende des Kalten Krieges angenommen hatte. Das „Humanismus-Projekt“ war der Versuch, dem drohenden Kampf der Kulturen durch Dialog zu begegnen. Ob man sich dabei wirklich näher gekommen ist – das sieht auch Jörn Rüsen skeptisch – vorerst zumindest.

„Spontan lautet meine Antwort, nein, wir sind einander nicht näher gerückt. Wir haben einander schärfer wahrgenommen in unseren Unterschieden und ich sehe Chancen dass in der Schärfe der Wahrnehmung von ethnozentrischen Tendenzen und auch der verbundene Kritik daran auch eine Chance besteht, das zu überwinden.“

Quelle und mehr dazu: Deutschlandfunk