Dreißig Sekunden …

Eine kleine Straße. Kein Auto außer mir weit und breit. Ich warte allein an der roten Ampel.

Donnergrollen.

Dampfschwaden steigen im Licht der Abendsonne vom nassen Asphalt vor mir auf.

Fasziniert schaue ich ihnen zu. Schwebe mit ihnen hinauf vom Asphalt, löse mich mit ihnen im Sonnenlicht auf…

Hupen schmeißt mich auf die Erde zurück. Im gleichen Augenblick klopft es heftig gegen die Seitenscheibe.

„Hallo??!! GRÜÜÜN!!!“

Es wird rot.

„Schöne Scheiße!!“ Das klopfende Etwas schaut bei diesem Ausruf fassungslos auf die Ampel.

Ich fahre die Scheibe runter, zeige noch immer fasziniert auf die Dampfschwaden, die immer noch aufsteigen. Auf die Abendsonne, die tiefschwarzen Wolken, die zuckenden Blitze…

„Ist das nicht einfach wundervoll?“ frage ich.

„Sind sie high oder sowas?!?!“ schreit es zurück. „UNGLAUBLICH!! Gehen Sie mal zum Arzt!! Sie sind ja völlig verrückt!! Sowas fährt Auto… „ An den Kopf fassen. Vogel zeigen. Mittelfinger. Kopf schütteln.

Kein Scheiß. So geschehen gestern Abend auf dem Weg zum Nachtdienst.

Lieber Huper und Scheibenklopfer: Ja, ich mag völlig verrückt sein. Ich bin es sogar sicher. Aber ich lebe …

Sorry für die „verschwendeten“ dreißig Sekunden …

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