Scharfe Kritik an neuem Tarifvertrag zwischen TNT und christlicher PostgewerkschaftStv. Verdi-Chefin Kocsis: Fällt hinter gesetzliche Mindeststandards zurück
DPVKom-Chef Geyer: Tarifpolitischer Amoklauf
Mainz – Der neue Haustarifvertrag zwischen dem Briefdienstleister TNT und der christlichen Postgewerkschaft CGPT ist bei anderen Gewerkschaften der Postbranche auf scharfe Kritik gestoßen. Gegenüber dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ sagte die Stellvertretende ver.di-Vorsitzende, Andrea Kocsis: „Dieser Tarifvertrag fällt aus unserer Sicht hinter gesetzliche Mindeststandards zurück, beispielhaft kann man die Urlaubstage nennen. Im Bundesurlaubs-gesetz gibt es 24 Tage, im Tarifvertrag 22 oder auch die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Auch diese wird in diesem Tarifvertrag unterschritten.“
Der Tarifvertrag, der zum 01.08.2008 in Kraft treten soll, sieht Stundenlöhne zwischen 6,50 € (Ost) und 7,50 € (West) vor. Damit wird der gesetzliche Mindestlohn von 9,00 € (Ost) und 9,80 € (West) für Briefzusteller unterlaufen. Die Große Koalition hatte den Mindestlohn zum 1. Januar in Kraft gesetzt. Außerdem sieht der Tarifvertrag Zuschläge erst ab der 211. Überstunde im Monat vor. Die Kündigungsfristen liegen unterhalb gesetzlichen Regelungen.
Der Vorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPV, Volker Geyer, erklärte gegenüber REPORT MAINZ: „Das ist Lohn- und Sozialdumping. Warum diese christliche Postgewerkschaft das macht, ist für uns nicht nachvollziehbar.“[…]
Quelle: Report Mainz
Auf der Homepage der CGPT (Christliche Gewerkschaft Postservice und Telekommunikation) findet sich Folgendes im „Wir über uns“.
Das „C“ …
- ist kein frommes Etikett, sondern persönliche Überzeugung;
- steht für vernünftige Zusammenarbeit statt Klassenkampf;
- garantiert eine Tarifpolitik für Arbeitnehmer/innen, ohne ihre Familien zu vergessen;
- betreibt eine Tarifpolitik für das persönliche Eigentum.
… Also eine Gewerkschaftsarbeit nach bestimmten Grundsätzen und Wertvorstellungen!
Christliche Gewerkschaften …
- spalten nicht, sondern stärken die Arbeitnehmerschaft durch ein klares, zeitgemäßes Programm; […]
Arbeitnehmer brauchen eine Gewerkschaftliche Alternative. Christliche Gewerkschaften sind diese Alternative, sind die andere Gewerkschaft. Das Programm der Christlichen Gewerkschaften ist nicht für die Macht des Apparates, sondern für das Wohl der Arbeitnehmer.
Alles klar? Das klingt irgendwie wie direkt aus der INSM-Werbung, kurz: wie neoliberale Propaganda. Siehe INSM-Watchblog, siehe Nachdenkseiten.
Mich würde mal interessieren, ob es Leute gibt, die freiwillig in so eine Gewerkschaft eintreten? Und wenn ja, was die genommen haben … Und wenn nein, ob das ähnlich bezüglich Zwangsmitgliedschaft abläuft, wie hier beschrieben. Und ob die „Verhandlungen“ da auch so abgelaufen sind, wie in Teil 1 beschrieben. Aber bei einem Bischof der Bosse muss einen sowas nun echt nicht mehr wundern.
Ich frage mich, wann wir endlich aufwachen? Ja, hier und da gibt es positive Anzeichen, aber das reicht noch lange nicht. Angesichts solcher menschenverachtender Unverschämtheiten (und ich halte mich gerade echt sehr zurück mit diesem Ausdruck, mir liegt ganz anderes auf der Zunge…) müssten die Straßen voll Protestierender sein, wären Montagsdemos mit Hunderttausenden Beteiligten das Mindeste.
Leute, es bringt nix zu zweihunderttausend in Berlin irgendwelchen Träumen, dass ein Obama eine bessere Welt schafft, nachzurennen. Es bringt nur was, wenn wir das Schaffen einer besseren Welt zu Millionen selbst in die Hand nehmen. Wacht auf, Verdammte dieser Erde …!