Bildungsferne Männer in die Pflege

Ich hatte mir eigentlich geschworen, mich über Politiker-Bullshit nicht mehr aufzuregen. Weil mir sonst keine Zeit mehr für anderes bleibt…

Aber ich kapituliere. Ich halte das einfach nicht durch.

Kristina Schröder will „mehr Männer für Pflegeberufe begeistern“.

Also ich verstehe auch nicht, warum sich Männer nicht um diesen Beruf reißen. Schließlich gibt es vor allem halbe (damit der Dienstplan schön flexibel für den Arbeitgeber bleibt), unterbezahlte (selbst ein Vollzeitgehalt reicht kaum eine Familie zu ernähren), besonders gern auch befristete Stellen, ist es eine psychisch wie physisch sehr belastende Tätigkeit zu wirklich familienfreundlichen Arbeitszeiten (Wechselschicht, Nacht-, Wochenenddienste…) und zu sehr herausfordernden Arbeitsbedingungen.

Dazu sind die Arbeitgeber überwiegend kirchliche, die ihren ArbeitnehmerInnen grundlegende Rechte wie Religionsfreiheit, Betriebsräte, ordentliche Tarifverträge oder gar das Streikrecht etc. pp. gern vorenthalten. Bei Dumpinglöhnen können sie aber prima mithalten, wenn sie nicht sowieso führend sind.

Also wahrlich etwas für ganze Kerle!

„Gerade solche aus bildungsfernen Schichten, die wegen schlechter Zeugnisse den Einstieg nicht geschafft hätten“, könnten in Pflegeberufen unterkommen, sagte Schröder.

Klar doch. Pflege kann jeder. Selbst, wenn er sonst nichts kann. Kein Ding.

Frau Schröder, Sie sollten besser nicht von ihrem Job auf den der Pflege schließen… Pflege braucht Qualifikation. Ihr Job, nach dem, was Sie so von sich geben, anscheinend nicht. Der braucht wohl vor allem ‚Vitamin B.‘ Und eine gehörige Portion Unverfrorenheit und Selbstüberschätzung.

Schröder warnte, „dass in zehn Jahren mindestens 100 000 Pflege-Fachkräfte fehlen werden“. „Da werden wir gegensteuern“, kündigte sie an und verwies auf ein Maßnahmenpaket, das das Gesundheits- und das Arbeitsministerium derzeit zur Aufwertung des Pflegeberufs entwickelten und in Kürze vorlegen wollten.

Aufwertung?!  Ahja…

Frau Schröder, haben Sie mal jemand gepflegt? Wie schon gesagt: Pflege ist eine sehr verantwortungsvolle und sowohl, was die notwendige Bildung angeht, als auch physisch und psychisch sehr anspruchsvolle Tätigkeit. Völlig unterbezahlt bei unzumutbaren Arbeitsbedingungen.

Wo setzt man dann also sinnigerweise an, um aufzuwerten? Man erklärt Pflege zum idealen Job für „bildungsferne Schichten“. (Allein schon diese Bezeichnung… Wie kam und kommt es denn zu dieser „Bildungsferne“?)

Nicht, dass noch jemand auf die Idee käme, man könnte ordentliche Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne einführen…

Ach hätten Sie doch nur den Nuhr gemacht, Frau Schröder…

(Quelle: Deutsches Ärzteblatt)

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