Buskampagne rollt

Die deutsche Buskampagne rollt, das Geld für die ersten Städte ist zusammen. Gewonnen haben bei der Abstimmung folgende Slogans, die dann bald auf Bussen durch Berlin, Köln und München fahren:

Auslöser der englischen Buskampagne, die das Vorbild der deutschen sowie der in anderen Länder ist, war eine christliche Busaktion in England, deren Homepage Atheisten ewige Qualen in der Hölle androhte.In der Schweiz hatten religiöse Fundamentalisten sogar mit dem Anzünden von Bussen mit solch atheistischer Werbung gedroht. In Deutschland fahren Busse mit religiöser Werbung bisher ganz unbehelligt und ohne Protestaktionen von Atheisten 😉 In Dortmund steht da z.B. „Keine Sorge: Es gibt Gott. Also: Schönen Tag!“

Dass man bei der atheistischen Aktion so ehrlich ist zu sagen, dass es „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ keinen Gott gibt und nicht, wie beim obigen Slogan von Gläubigen, kurzerhand behauptet, „es gibt Gott“, obwohl dies ja nun noch niemand bisher bewiesen hat, wird Atheisten dann von gläubiger Seite auch gleich als „Verunsicherung“ ausgelegt. Nun ja, so sind sie … 😉

Ich stand der Aktion ursprünglich etwas ambivalent gegenüber, weil man Geld sicher auch sinniger ausgeben kann, als für solche Buswerbeschlachten. Auf der anderen Seite ist man hierzulande ständig von religiöser Werbung umgeben, auf Plakaten etc., ich komme nicht durch die Fußgängerzone, ohne nicht irgendeinen Flyer von irgendeiner religiösen Vereinigung in die Hand gedrückt zu bekommen, täglich bekomme ich mehrfach Werbung der Kirchen in Radio und TV zu hören und zu sehen (die die Kirchen noch nicht mal was kostet, die ich mit bezahl) usw. usf., da ist es natürlich auch mal schön, hier und da mal auf ein Zeichen „meiner Fraktion“ zu stoßen.

Ein meiner Meinung nach sehr guter Slogan, „Du glaubst nicht an Gott? Du bist nicht allein!“, wurde leider bei der Auswahl hierzulande nicht berücksichtigt. Die obigen wirken auf mich wegen der Klammer ein bisschen klobig, nicht ganz so griffig, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber wie auch immer, ich finde es wichtig und gut, dass Atheisten, Agnostiker, Humanisten, wir ganzes ungläubiges Gesocks 😉 so endlich mal etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit treten und freue mich nun sehr, dass nun bald auch hierzulande die ersten Busse rollen. Wichtig ist die Aktion auch, weil ich immer wieder erlebe, dass ungläubige Leute gar nicht wissen, welche Möglichkeiten es für sie gibt, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, auszutauschen, Gemeinschaft und Unterstützung zu erfahren usw. – sich wirklich gar nicht so selten allein fühlen. Da gibts eben keinen hohen Kirchturm, der den Weg zeigt 😉

Auch hierzulande haben säkulare Menschen mittlerweile genug davon, ständig „übersehen“ oder missachtet zu werden. Als Anfang sollen in drei Städten (Berlin, Köln und München) Busse beschriftet werden, die öffentlich bekunden, dass eine nicht-religiöse, aufgeklärte Weltsicht eine positive Möglichkeit darstellt. Nicht-Religiöse, Agnostiker und Atheisten sollen wahrnehmen können, dass sie nicht alleine sind. Sie sollen mutiger werden, sich gegen religiösen Hochmut zur Wehr zu setzen und sich in die öffentlichen Debatten einzumischen. Das Leben ohne einen Gott kann eine Bereicherung sein: angstfrei, selbstbestimmt, bewusst, tolerant und frei von Diskriminierungen.

Gut gefiele mir auch eine Plakat-Aktion mit Zitaten von Autoren, Schauspielern, Wissenschaftlern usw., die nicht an Gott glauben. Vielleicht wird da ja auch mal was draus.

Sehr interessant ist auf alle Fälle, welch großen Wirbel ein paar atheistische Sprüche auslösen, während umgekehrt an entsprechend religiösen Werbefeldzügen niemand Anstoß nimmt. Das zeigt schön, es gibt noch viel zu tun! 😉

Mögen viele, viele gottfreie Busse 😉 friedlich hierzulande rollen, mögen sie zum Nachdenken und diskutieren anregen und mögen sie allen Mut machen, ihre Weltanschauung offen zu leben und sie dabei viele neue Freunde finden lassen.

Amok, Frau Koma!

Amok. Mal wieder.

Das Schlüsselwort für mich bei solchen Vorfällen, nach Morden, Suiziden, Familientragödien usw. ist unauffällig.

Da wird ständig betont, wie unauffällig derjenige doch bisher war und dass das ja keiner ahnen konnte. Und gleichzeitig werden zig Dinge genannt, die, hätte sich auch nur einer mal wirklich für diesen Menschen interessiert, alle Warnleuchten hätten blinken lassen müssen.

Aber was zählt, ist eben, ob jemand aus Sicht der anderen funktioniert. Dann ist er schön unauffällig und macht mir keine Scherereien.

Die Ursache für solches Tun wird über viele Generationen in Familien und Gesellschaften weiter gereicht. Ganz unauffällig natürlich. Sei es psychischer / physischer Missbrauch / Gewalt, emotionale Kälte und Verwahrlosung, Desinteresse usw. Das geht so lange „gut“ (sprich: bleibt „unauffällig“), wie das jeweilige Opfer genügend Ventile findet, ob nun in der Art, selbst wieder Täter zu sein und / oder durch Flucht in Fantasiewelten, Erfolg und Profilierung im Job oder Sportverein etc. pp.

Die Ursachen anzugehen würde bedeuten, sich selbst, seinen Umgang mit anderen, seine Werte wie die dieser Gesellschaft, diese Gesellschaft, das Schulsystem … etc. pp. – schlussendlich alles in Frage zu stellen. Würde bedeuten, Menschenwürde nicht nur als zahnlosen Papiertiger in ein Grundgesetz zu schreiben, sondern zu leben, jede Minute neu. Sie zum obersten Gebot zu machen. Würde Ehrlichkeit bedeuten. Das ist jedoch die meist beschworene und gelobte und gleichzeitig tatsächlich unbeliebteste und seltenste Sache dieser Welt. Ebenso wie jemand lieben sehr gern als „er tut was ich will / mag und ist unauffällig“ missverstanden wird.

Also versammeln wir uns scheinheilig, zünden Kerzen an, sind fassungslos, beruhigen uns, dass der Junge eben krank war und überhaupt die bösen Egoshooter schuld, und das ja alles die große Ausnahme sei, vielleicht noch damit, dass der liebe Gott schon wisse, warum, und bla bla so weiter und so fort. Und reden uns ein bzw. lassen uns einreden, ein Sozialarbeiter auf 1000 Schüler, Metalldetektoren und Wachdienste in der Schule, Verbot von Gewalt in Spielen und schärfere Waffengesetze könnten zukünftig so was verhindern. Prohibition hat ja schließlich auch den Alkoholgenuss verhindert, Drogengesetze den Drogenmissbrauch und Sperrbezirke die Prostitution.

Und beim nächsten Mal, das so sicher wie das Amen in der Kirche ist, werden wir das wieder tun, und beim übernächsten Mal und überübernächsten Mal … so wie beim letzten, vorletzten, vorvorletzten … Sind ja auch alles Ausnahmen.

Um Banken mit ihren pathologischen Zockern zu „retten“, sind ad hoc Hunderte Milliarden da. Um eine menschenwürdige Gesellschaft zu gestalten, muss man mit der Klimperbüchse Almosen erbetteln.

Schäuble dreht am Rad

Sicher, das ist nichts Neues, das sind wir gewohnt. Trotzdem, als ich das heute im Spiegel las, fragte ich mich nur noch: „WTF?! Ey, was hat der denn gefrühstückt?!?“

Karlsruhe mischt sich zu sehr in die Arbeit des Gesetzgebers ein, kritisiert Innenminister Wolfgang Schäuble. Er habe „Zweifel, ob das Verfassungsgericht wirklich entscheiden sollte, für welche Straftaten man welches Instrument gesetzlich vorsehen kann oder nicht“, sagte der Bundesinnenminister in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Als Beispiel nannte der CDU-Politiker die einstweilige Anordnung des Gerichts zur Vorratsdatenspeicherung vor einem Jahr, seit der Telefon- und Internet-Verbindungsdaten nur noch zur Aufklärung besonders schwerer Straftaten genutzt werden dürfen. „Es ist doch Sache des Gesetzgebers, zu sagen: Für diese Straftat kann ich dieses Instrument einsetzen – für jene nicht“, kritisierte Schäuble. „Wer Gesetze gestalten will, sollte sich bemühen, Mitglied des Deutschen Bundestages zu werden“, sagte der Minister in einem Streitgespräch mit dem ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Winfried Hassemer.

Also nee, liebe Richter des Bundesverfassungsgerichts, so geht das doch nun auch wirklich nicht, ihr könnt doch nicht den armen Herrn Schäuble so impertinent dabei stören, wie er unser Grundgesetz mit Füßen tritt!

Das geht ja mal gar nicht.

„Gottes Gesetz“

Neunjähriges Vergewaltigungsopfer exkommuniziert

Die katholische Kirche in Brasilien hat ein neun Jahre altes Mädchen exkommuniziert, das nach einer Vergewaltigung durch ihren Stiefvater ihre Zwillinge abgetrieben hatte. Auch die Mutter des Mädchens und das Ärzteteam, das sie behandelte, wurde aus der Kirche ausgeschlossen. Trotz der Natur des Falls müsse die Kirche an ihrer Ablehnung der Abtreibungen festhalten, erklärte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho in einem Fernsehinterview.

Erzbischof stellt sich über das Gesetz

Cardoso sagte, der Schwangerschaftsabbruch sei aus Sicht der Kirche ein Verbrechen, und „Gottes Gesetz“ stehe über den Gesetzen der Menschen. […]

Jährlich tausende tote Frauen

Der Fall löste in Brasilien eine hitzige Debatte aus. Aufgrund des allgemeinen Abtreibungsverbots lassen nach Behördenschätzungen jährlich rund eine Million Frauen heimlich abtreiben, tausende sterben dabei. Versuche des Gesundheitsministeriums, die Gesetze zu liberalisieren, scheiterten bisher am Widerstand der katholischen Kirche.

Quelle: Tagesschau

Und solche Pfaffen (sorry, aber das ist noch die freundlichste Bezeichnung, die mir grad möglich ist) sprechen von „Froher Botschaft“, Nächstenliebe & Co, nennen das Christentum den Urheber ethischer Werte und spielen sich als Hüter dieser auf. Für mich gehören sie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hinter Schloss und Riegel.

Christliche Werte” Teil 13.