Kleine Hommage an Tim Minchin

Nachdem ich die letzten Wochen kaum vom neuen Röyksopp Album „Junior“ lassen konnte – sehr empfehlenswert! – und dabei wahrlich Mystisches erlebte (nein, ich verrate es nicht, die raren Auserwählten, die es wissen dürfen, wissen es schon ;-P ), habe ich mir heute mal einen Tim Minchin Abend kreiert. Kleine Kostprobe gefällig? Bitte sehr!

If you open your mind too much… your brain will fall out!

Oder einfach unübertroffen: Storm 😉

Oder: Some people have it worse then me

Oder: Peace Anthem For Palestine (einfach genial 😉 )

Last but not least… Hallelujah

Haaaach 😉 Ihr merkt schon, ich lass es mir gut gehen!

Einen schönen Abend allen da draußen! 🙂

Deutschland ganz unten

Aus der Süddeutschen gestern:

F. ist arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger. 351 Euro vom Staat und der Zuschuss zur Miete reichen kaum zum Leben. F. setzt sich in der Fußgängerzone auf den Boden, stellt Blechdose und Pappschild auf und hofft, dass Passanten ein paar Münzen übrig haben. Er bettelt.

Im Behördendeutsch handelt es sich bei den Almosen allerdings um „zusätzliche Einkünfte von Leistungsempfängern“. Der Mann hatte Pech: Ein Sachbearbeiter vom Sozialamt passierte in der Mittagspause die Stelle, an der Klaus F. bettelte, erkannte den Mann und schaute dann – nicht nur einmal – ganz genau hin.

In einem Brief vom Fachbereich Soziales der Stadt Göttingen konnte F. später lesen: „In den letzten Tagen habe ich Sie mehrfach gesehen, wie Sie vor dem Rewe-Supermarkt (…) gebettelt haben. Zuletzt lagen am 3.1. 2009 in der Mittagszeit circa sechs Euro und heute gegen 13 Uhr etwa 1,40 Euro in einer Blechdose.“

Der pflichtgetreue Staatsdiener rechnete die Beträge hoch und kündigte an: „Ich beabsichtige daher, (…) einen Betrag von 120 Euro als Einkommen durch Betteln anzurechnen.“ Künftig werde Herr K. nur noch 231 Euro Unterstützung aus Hartz IV monatlich erhalten.

Und dann sagt man dazu sinngemäß noch, man habe nur Befehle ausgeführt. Da fehlen mir echt die Worte.

Nun ja, irgendwo her muss ja das Geld kommen, mit dem wir Banken & Co aus der Finanzkrise „retten“ … Kleinvieh macht schließlich auch Mist.

Kann man eigentlich noch tiefer sinken?

Bin ich paranoid?

Ich bin eigentlich ganz und gar keine Verschwörungstheoretikerin.

Aber ich muss schon sagen, mir wird ganz anders, wenn ich da so beobachte, was sich in letzter Zeit bezüglich Netzzensur und Kinderpornografie abspielt. Dass Vernunft, Sachlichkeit, Redlichkeit und ein Gefühl dafür, was angemessen ist, den allermeisten unserer Politiker und Regierenden inzwischen restlos abhanden gekommen ist, daran habe ich mich – leider! – inzwischen gewöhnt – gewöhnen müssen. Ebenso, dass es dort ein beliebter Sport ist, über Dinge, wie z.B. auch das Internet, Bullshit (frei nach Harry Frankfurt) in Reinform und en masse zu verbreiten, auch, aber sicher nicht nur, weil man Null Ahnung davon hat.

Was da jedoch gerade läuft, setzt dem Allen meines Erachtens bisher echt die Krone auf.

Da werden Provider versucht zu nötigen, Zensurverträge ohne jede rechtliche Grundlage zu unterschreiben, kurz, verfassungswidrig zu handeln. („Die Aussagen von der Leyens stimmen nicht„)

Da werden Zahlenspielereien betrieben, da wird von einer Kinderpornoindustrie gesprochen, die aber Leute, die mit der Thematik zu tun haben, nirgendwo ausmachen können … usw. usf. (siehe auch Hausdurchsuchung bei wikilieaks.de).

Da wird genau der Abgeordnete im Bundestag, der sich bisher durch große Sachkunde auszeichnete und klar gegen den Überwachungsstaat, den Schäuble, von der Leyen & Co gerade mit Inbrunst und ohne Rücksicht auf Verluste schaffen, klar gegen Internetzensur usw. eintrat und deren Blödsinn bezüglich dessen, was sie angeblich verhindern soll, aufzeigte, „unschädlich“ gemacht oder in seinen Worten:

Das was  da in den letzten Wochen gelaufen ist und heute einen neuen Höhepunkt erreicht hat, das ist mehr als nur „Mobbing“ auch aus den eigenen Reihen. Das kann man nicht anders bewerten, als der Versuch einer „sozialen Exekution“.

Tauss fragt in dieser Stellungnahme auch:

Würde dem für die Bekämpfung von Rechtsradikalismus zuständigen Abgeordneten unterstellt werden selbst ein Nazi zu sein, wenn man bei ihm zu Hause verbotene Nazi-Literatur finden würde?

Dann kommt meines Erachtens der Knackpunkt, das was Tauss wohl für die Zensur- und Überwachungsfans so „gefährlich“ machte, weshalb er einfach weg musste:

Es ging mir darum herauszufinden, ob tatsächlich Kinder aus kommerziellen Gründen zum Missbrauch vor der Kamera angeboten werden und wie heute die wirklichen Vertriebswege von Kinderpornografie laufen. Ich war der Meinung, dass dem Internet aufgrund der vielfältigen gesetzgeberischen Maßnahmen, an denen ich selbst beteiligt war, dieses heute nicht mehr in dem Maß wie vor 10 Jahren unterstellt werden darf und vor allem keine weiteren freiheitsbeschränkenden Maßnahmen begründen kann.

Als Ergebnis meiner Recherche sah ich mich in meiner poltischen Überzeugung bestätigt, dass sich die „Szene“ immer mehr aus dem Internet wegverlagert und heute für den Vertrieb lieber Telefonchats, Handys und den Postweg nutzt. Und dass die viel diskutierten „Kinderpornoringe“ offenbar eher ins Reich der Phantasie gehören, als ins Zentrum gesetzgeberischer Debatten.

In letzter Zeit habe ich diesbezüglich immer wieder die Meinung gehört, „Für sowas sei ausschließlich Polizei und Justiz zuständig.“

Ich halte das für falsch!

Es gibt eine Verantwortung des mündigen Bürgers. Diese kann man nicht in alter Obrigkeitsstaatenmanierim nächsten Polizeirevier abgeben: Jeder von uns ist gefordert, Verbrechen wie den Missbrauch von Kindern aktiv zu bekämpfen oder zuvereiteln und nicht nur sie, sondern jede Form von Verbrechen, gerade gegen Kinder!

Für einen  engagierten Volksvertreter ergibt sich daraus die Pflicht, sich seine eigenen Meinung zu dringenden gesellschaftlichen Problemen zu bilden. Und ich bleibe dabei: Gerade bei einem schlimmen Thema wie Kinderpornographie darf sich das Parlament nicht allein auf die Auskünfte der Exekutive verlassen. Vor allem, wenn man wie ich das BKA, Frau von der Leyen und einige Andere im Verdacht hat, einen schlimmen politischen Missbrauch mit dem Missbrauch von Kindern zu betreiben: Aktuell, um schon rein technisch sinnlose Sperren im Internet durchzusetzen, aber auch um weitere Gesetze zu begründen, die Deutschland immer stärker zum Überwachungsstaat werden lassen können. Das was dazu gerade diese Woche im Kabinett beschlossen wurde, sehe ich als weiteren Schritt in diese Richtung an.

Ganz klar, so einen Mann muss man los werden! Dann kapieren die Anderen, die noch wagen, selbst zu denken und anderer Meinung zu sein, auch ganz schnell: „Maul halten! Oder es wird zappenduster!“

Noch ein paar gute Links:

Tja, was soll man noch sagen?

Man freut sich ja normalerweise nicht darüber krank zu sein, in diesem Fall aber würde ich mich freuen, wäre ich paranoid.

TV-Tipp: Sterbehilfe

Heute Abend (laut meiner TV-Zeitschrift um 0:00 Uhr, laut dieser Angabe um 23:30 Uhr) läuft im Ersten die Dokumentation „Sterbehilfe – Der Streit um den selbstbestimmten Tod“ von Liz Wieskerstrauch.

Als KommentatorInnen kommen zu Wort:

  • Wolfgang Putz, Medizinrechtler und Spezialist für Patientenrechte am Lebensende
  • Prof. Gian Domenico Borasio, Palliativmediziner
  • Dr. Winfried Beck, Sterbehilfebefürworter
  • Gita Neumann, Sterbehilfebegleiterin, Humanistischer Verband Deutschland
  • Prof. Edzard Schmidt-Jortzig, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates
  • Dr. Margot Käßmann, Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Niedersachsen

Dr. med. Winfried Beck ist ein Arzt, der bisher durch besonderes medizinisches Engagement und Zivilcourage auffiel (als als Vorstandsvorsitzender des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte), nicht aber als Mitglied einer Sterbehilfeorganisation. Siehe auch: Den Wunsch der Betroffenen respektieren:

„… Nicht nur Schmerzen und unheilbare Krankheit kommen als Motiv in Frage, aus dem Leben scheiden zu wollen. Sind diese Menschen nicht auch in Not und auf Hilfe angewiesen? Sie dürfen genauso wenig allein gelassen werden wie Sterbende … In einer Welt, die schon allein die Anerkennung eines solchen Wunsches negativ besetzt, bleibt diesen Menschen oft kein anderer Ausweg als der Sturz von einem Hochhaus, der Sprung vor die Bahn oder eine andere grausame, aus der Verzweiflung und Isolation geborene Methode der Selbsttötung, sofern sie dazu überhaupt in der Lage sind. Häufig scheitert der Versuch, so aus dem Leben zu gehen, bleiben dauerhaft Schäden, wächst die Verzweiflung. … „

Auf Pro Sterbehilfe kann man einen Aufruf unterzeichnen:

Wir fordern in Deutschland nicht die Freigabe der Tötung auf Verlangen bzw. der direkten aktiven Sterbehilfe. Wir bekennen uns jedoch zu der empirisch nachweisbaren Tatsache, dass Leidlinderung, Schmerztherapie, Sterbehilfe und -begleitung als ärztliche Aufgaben nicht schematisch voneinander abzugrenzen, sondern ineinander verwoben sind. Dabei ist Sterbehilfe nach Meinung von namhaften Ethikern, Ärzten (Klinikern und freiberuflich Tätigen), Juristen (Richtern, Bundesrichtern, Anwälten) und auch Theologen mit dem ärztlichen Ethos vereinbar und kann moralisch und ethisch darüber hinaus geboten sein.

Bitte unterstützen Sie, dass Sterbehilfe aus ärztlichen Gewissensgründen nicht länger verteufelt werden darf und soll.

Sie können Ihre Solidarität bekunden und diesen Aufruf unterschreiben, wenn Sie seinen Inhalt im Grundsatz teilen.

Weitere Infos: