Prinzip Nächstenliebe – Bethel als Arbeitgeber

So sehen christliche Werte und die Schärfung des diakonischen Profils bei der größten diakonischen Einrichtung Europas, Bethel, im Umgang mit ihren Mitarbeitern aus:

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen…

Die Sonderrechte der Kirche müssen weg, ordentliche Tarifverträge, Betriebsräte, Mindestlohn etc. her. Mehr Infos zum kirchlichen Sonderarbeitsrecht hier: Kirche als Arbeitgeber

Das war “Christliche Werte” Teil 8 …

(Das obige Video ist ein Ausschnitt aus der Sendung WDR Markt vom 26.1.2009)

Bischof leugnet Holocaust (Update)

Es gibt Dinge, da fällt einem regelrecht der morgendliche Kaffee aus dem Gesicht.

Richard Williamson, Bischof der Pius-Bruderschaft, einer „vom heiligen Stuhl abgetrennten „Priestervereinigung mit Gemeinschaftsleben ohne Gelübde“ nach dem Vorbild der Missionsgesellschaften“, die aber wieder in die katholische Kirche eingegliedert werden soll (Papst Benedikt XVI. soll bereits ein entsprechendes Dekret unterschrieben haben, siehe hier), leugnet in einem Interview mit einem schwedischen Fernsehsender den Holocaust und beruft sich auf den Leuchter-Report.

Das Video kann man sich auf kathTube ansehen, ein deutsches Transkript des Interviews findet sich bei kreuz.net.

„Christliche Werte“ Teil 7 … In diesem Zusammenhang ein Buchtipp: „Die Kirchen und das Dritte Reich“ von Klaus Scholder (1. und 2. Band) und Gerhard Besier (3. Band)

Update: Heute, am 24.1.,  hat der Papst die Exkommunikation der ‚Pius-Bischöfe‘ aufgehoben. Siehe hier.

In diesem Schreiben versicherte der Prälat auch im Namen der übrigen drei Bischöfe der Gemeinschaft, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta, „alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die katholische Kirche ist“, ihre Lehren zu akzeptieren und an den Primat Petri und seine Vorrechte zu glauben.

So so.

Der Neue

Shepard Fairey Barack is hopeNun ist er also im Amt, der Barack Hussein Obama, dessen Hussein bei seiner Ankündigung auf den Stufen des Capitols dezent hinter einem Äitsch versteckt wurde, das er selbst beim Amtseid dann aber deutlich aussprach. Ein schwarzer Präsident an einem von Sklaven erbauten Ort. Es wäre schön, wenn dies nicht nur das Ende eines schlimmen Kapitels der amerikanischen Geschichte, sondern auch das Ende jeglicher Sklaverei, jeglichen Rassismus, jeglicher Unterdrückung weltweit ist. Aber bis dahin ist es wohl noch ein langer Weg. Leider. Trotzdem, Hoffnung macht seine Wahl zum Präsidenten sicher. Und wenn er nur 1% der Erwartungen erfüllen kann, wäre das wohl schon viel …

Sah man sich die Millionen Leute, die zur Inauguration gekommen waren,  an, schien sich in so manchem Gesicht, über das Tränen liefen, widerzuspiegeln, den Messias leibhaftig gesehen zu haben. Ich kann die Hoffnung der Leute ja gut verstehen, trotzdem erschreckt mich sowas.

Aber, dass ich etwas neidisch bin auf die Amis, angesichts unserer politischen Gestalten hier zur Zeit, muss ich auch zugeben 😉

Interessant ist auch die Wortwolke von Obamas Antrittsrede im Vergleich zu der anderer Präsidenten:

Wortwolke von Obamas Antrittsrede

Nicht nur, weil sie farblich so schön zu meinem Design hier passt… 😉

Was den amerikanischen Atheisten (und mir natürlich auch 😉 ) besonders gefiel und schon kurz nach der Rede kräftig getwittert wurde, war, dass sie ausdrücklich Erwähnung fanden:

„We are a nation of Christians and Muslims, Jews and Hindus – and Non-Believers.“ Barack Obama

Dazu gab es dann auch gleich ein Bild – in Anlehnung an die britische „Atheist Bus Campaign„, die hoffentlich auch bei uns bald startet 😉

Apparently that famous American man gave us a mention in front of millions today. Well, almost.

In der Tat macht Obama auch, was das Thema Religion angeht, Hoffnung. Er steht als Vertreter der Christlichen Linken und Mitglied der als liberalste Kirche Amerikas geltenden „United Church of Christ“ z.B. für das Recht auf Heirat von gleichgeschlechtlichen Partnern und damit im deutlichen Gegensatz zu Vertretern der konservativen bis fundamentalistischen Evangelikalen des Bible Belt wie Bush. Diesen christlichen Rechten wirft er im Juni 2007 vor, den Glauben entführt zu haben und zu missbrauchen, was auch deutschen Evangelikalen nicht entging.

„Faith got hijacked, partly because of the so-called leaders of the Christian Right, all too eager to exploit what divides us.“ Barack Obama

Nun, bald werden wir mehr wissen, wissen, ob unsere Hoffnung mal wieder auf Sand gebaut war, wie schon so oft, oder ob den Worten tatsächlich auch Taten folgen. Und ob er die dann überlebt … Feinde dürfte jemand wie er jetzt schon mehr als genug haben, insbesondere auch im eigenen Land.

Die Kirchen haben schon verloren

In der F.A.Z. gibt es einen guten Gastbeitrag von Bernhard Schlink: Die Kirchen haben schon verloren

[…] Dass, wenns Erfolg verspricht, verzerrt und entstellt und gelogen wird, wird unter dem Gesetz des politischen Kampfs nicht geahndet. Alle tun es, alle wissen es, alle dulden es. So ist die politische Welt, und so funktionieren die, die in ihr agieren. Die Bürger wissen, was sie davon zu halten, was sie aus politischen Äußerungen heraus- und was sie in sie hineinzulesen haben.

Von den Kirchen erwarten sie etwas anderes. Sie mögen die Äußerungen der evangelischen Kirche zu den verschiedensten gesellschaftlichen Problemen manchmal beliebig und die Punkte, an denen die katholische Kirche auf das Bekenntnis verpflichtet, manchmal befremdlich finden. Aber sie nehmen, was die Kirchen sagen und tun, doch gerne als etwas wahr, das aus einer anderen Substanz lebt und von einer anderen Integrität ist als das Geschäft der Politik. Diese Wahrnehmung speist das gesellschaftliche Vertrauen in die Kirchen und die gesellschaftlichen Erwartungen an sie.

Die Kirchen haben ihre Integrität beschädigt

[…] Die Kirchen können sich darum bemühen. Sie sind den Problemen der Welt ausgesetzt, denen alle ausgesetzt sind, aber sie können sie anders lösen. Sie können nicht vermeiden, Konflikte auszuhalten und auszutragen, aber sie können es besonders fair tun. Sie können nicht darauf verzichten, Arbeitgeber zu sein, aber sie können ihren Arbeitnehmern besonders solidarisch begegnen. Sie können sich in finanziellen Notlagen der Notwendigkeit, umzustrukturieren und umzuorganisieren, nicht entziehen, aber sie können besondere Sensibilität für die Betroffenen zeigen. Sie mussten sich nicht auf den politischen Kampf um den Religionsunterricht einlassen. Als sie es gleichwohl taten, mussten sie nicht so kämpfen, wie sie es tun. Vielleicht mussten sie plakativ argumentieren, Komplexes schlicht, Schwieriges einfach und die Position des Gegners grob darstellen. Aber sie mussten nicht verzerren, nicht entstellen, nicht lügen. Sie konnten zeigen, dass sie in dieser Welt doch nicht ganz und gar von dieser Welt sind.

Sie haben es nicht getan und damit nicht nur Vertrauen verspielt, sondern ihre Substanz und ihre Integrität beschädigt. Selbst wenn die Kirchen den politischen Kampf noch gewinnen sollten, haben sie schon verloren.

Dazu passt gut ein Artikel in der Neuen Westfälischen heute: „Nächstenliebe und die Gesetze des Marktes“:

[…] Kaum ein Diözesancaritasverband oder eine Einrichtung der Diakonie, die nicht eine eigene Service-GmbH zur Aushebelung des kirchlichen Tarifrechts gründete. Leiharbeit und ihre in Hirtenbriefen oder Synoden kritisierten Missstände hielten munter Einzug in den kirchlichen Einrichtungen. Die Begründungen klangen und klingen stets gleich. Landesdiakoniepfarrer Günther Barenhoff: „In vielen Bereichen sind diakonische Anbieter mit Tarifen des öffentlichen Dienstes nicht mehr wettbewerbsfähig.“

Freie Anbieter sehen dies Problem anders. Sie machen bei kirchlichen Trägern eine Doppelstrategie aus: Auf der einen Seite gewähren Diakonie und Caritas ihren Mitarbeitern kein Streikrecht, auf der anderen Seite aber würden die Entgelte ständig gedrückt. Das grenze an unlauteren Wettbewerb, heißt es. Noch hinter vorgehaltener Hand.

Von Doppelmoral und einem Glaubwürdigkeitsproblem sprechen kirchliche Mitarbeiter. Bischöfe und Präsides beklagen die soziele Kälte im Lande und geißeln gierige Manager. Gleichzeitig würden aber auch die eigenen Mitarbeiter zunehmend schlechter bezahlt.

Die Kirchen verraten gerade einmal wieder die Werte, als deren Erfinder sie sich bzw. sie den von ihnen propagierten Gott ausgeben. Statt sich z.B. für Tarifverträge, für Mindestlohn einzusetzen, sprechen sie sich dagegen aus.

Eigentlich müssten Millionen Christen auf die Straße gehen und gegen diesen Verrat der eigenen Werte protestieren. Es sind allerdings nur wenige, wie z.B. hier. Alle Achtung vor denen.

All das zeigt einmal mehr, Religion und Kirchen sind keine Garanten für Ethik. Und ein – sehr wahrscheinlich nicht existentes – göttliches Wesen ist es auch nicht.

Wenn wir eine lebenswerte, möglichst gerechte Welt möchten, müssen wir Menschen das schon selbst in die Hand nehmen, eine allgemein verbindliche Ethik entwickeln, vermitteln und vor allem auch anwenden. Und ein erster wichtiger Schritt dahin ist ein verbindlicher, gemeinsamer Ethikunterricht für alle an unseren Schulen.

Und wieder einmal müssen wir dies wohl  – leider – gegen den Widerstand der Kirchen tun.

Die freiheitlich-demokratischen Ideale und Werte, die sich jetzt auch im Grundgesetz finden, wurden während der Aufklärung gegen die sich auf Gott und Bibel berufenden Kirchen durchgesetzt. Und weder der Gott Jahwe des Alten Testaments noch der Vater Jesus Christi, noch beide in einer Person, noch Allah vertreten die Werte unseres freiheitlich-demokratischen Staates. Sie müssen sie erst noch erlernen.
(Gerd Lüdemann, Theologieprofessor)

Es ist ja bald Zeugniszeit, im Fall der Kirchen würde ich da sagen: Mal wieder nix dazu gelernt, setzen, sechs.

P.S. Ach ja, das war nun Teil 6 meiner kleinen Reihe „Christliche Werte“ …

An den Winter

Willkommen, lieber Winter,
Willkommen hier zu Land!
Wie reich du bist, mit Perlen
Spielst du, als wär‘ es Sand!

Den Hof, des Gartens Wege
Hast du damit bestreut;
Sie an der Bäume Zweige
Zu Tausenden gereiht.

Dein Odem, lieber Winter,
Ist kälter, doch gesund;
Den Sturm nur halt‘ im Zaume,
Sonst macht er es zu bunt!

 Elisabeth Kulmann (1808-1825)

 

Ein paar Handy-Schnappschüsse vom Spaziergang vorhin. Dummerweise waren die Batterien der Kamera leer, man sollte halt gucken, bevor man los geht 😉 Hach, ist Winter nicht einfach toll? Ich kann gar nicht genug davon bekommen!