Gehört die Macht in den Schoss der Irrationalität?

Bezugnehmend auf die Ferkelbuch-Geschichte stand am 09. März in der NZZ (zitiert nach „Die Achse des Guten„) der Artikel „Gefährliche Ferkeleien“, aus dem folgendes Zitat stammt:

Also unabhängig davon, ob das gottlose Kinderbüchlein nun auf die Liste gesetzt ist oder nicht, bleibt die Frage, ob sich über etwas lustig machen ein höher einzustufendes Recht ist, als die beleidigte Wurst zu spielen? Es stimmt, in diesem Kinderbuch sind die Monotheisten nicht respektvoll gezeichnet. Den Atheisten muss man aber zu Gute halten, dass sie bis anhin keinen Respekt verlangt haben. Menschen die an das Irrationale glauben, haben Toleranz verdient, die Frage ist, ob sie auch Respekt verdient haben? Toleranz und Respekt sollten nicht verwechselt werden: Wer Respekt will, will auch Macht. Gehört die Macht in den Schoss der Irrationalität?

Eine Frage, die ich persönlich klar mit Nein beantworte.

„Religion is an insult to human dignity. With or without it you would have good people doing good things and evil people doing evil things. But for good people to do evil things, that takes religion.“ (Steven Weinberg, Physiker)

Genau das ist der Punkt, warum ich mich für eine Trennung von Staat und Kirche (Religion überhaupt), einen wirklich säkularen Staat, der Deutschland eben nicht ist, einsetze. Nicht, um jemand seinen Glauben zu verbieten. Oder gar die positiven Dinge, die im Namen des Glaubens geschehen sind, zu leugnen. Aber die Erfahrung lehrt, dass insbesondere immer dann, wenn Glauben institutionalisiert wird und Macht erhält, eine sehr weltliche Macht, nichts Gutes dabei rauskommt.

Und dass Glauben und Religion eben nicht vor den dunklen Seiten des Menschen schützen, lässt sich auch schön, was das Christentum angeht, in den beiden Bänden von Klaus Scholders Buch „Die Kirchen und das Dritte Reich“ nachlesen.

Vor den dunklen Seiten kann, wenn überhaupt, nur ein aufgeklärter, universaler und vor allem ideologiefreier Humanismus, der den Menschen, seine Würde und grundlegenden Rechte in den Mittelpunkt stellt, schützen.

„Die freiheitlich-demokratischen Ideale und Werte, die sich jetzt auch im Grundgesetz finden, wurden während der Aufklärung gegen die sich auf Gott und Bibel berufenden Kirchen durchgesetzt. Und weder der Gott Jahwe des Alten Testaments noch der Vater Jesus Christi, noch beide in einer Person, noch Allah vertreten die Werte unseres freiheitlich-demokratischen Staates. Sie müssen sie erst noch erlernen.“ (Gerd Lüdemann, Theologieprofessor)

Sapere aude!

12. März: Internationaler Tag für freie Meinungsäußerung im Internet

Heute ist der 1. Internationale Tag für freie Meinungsäußerung im Internet, ausgerufen von der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) unter Schirmherrschaft der UNESCO.

Mehr Infos auf der zugehörigen Website: http://www.rsf.org/

Die 24-stündige Online-Demonstration beginnt heute um 11 Uhr unserer Zeit. Interessierte können eine eigene virtuelle Figur erstellen und an einer der neun Online-Demonstrationen teilnehmen. Diese finden außer in China und Kuba in Ägypten, Burma, Eritrea, Nordkorea, Tunesien, Turkmenistan und Vietnam statt. „In diesen Ländern ist die Meinungsfreiheit im Internet beziehungsweise der Online-Zugang massiv eingeschränkt“, so die Menschenrechtsorganisation heute in Berlin.

63 Internet-Dissidenten sitzen derzeit weltweit hinter Gittern, die meisten in China (49). Ihr Vergehen: Sie haben von Ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Damit ist China das weltweit größte Gefängnis für Online-Journalisten und Blogger.

Im Herbst 2006 rief ROG erstmals zu der Protestaktion „24 Stunden gegen Internetzensur“ auf. Damals klickten 40.000 Internetnutzer auf eine interaktive Weltkarte und konnten so die „Schwarzen Löcher des Internets“ stopfen. ROG geht für dieses Jahr von einer noch größeren Resonanz aus. So soll möglichst großer Druck auf die Regierungen ausgeübt werden, die eine freie Meinungsäußerung im Internet unterbinden.

Außerdem veröffentlicht Reporter ohne Grenzen am 12. März die aktuelle Liste der „Feinde des Internets“ sowie eine neue Ausgabe des Handbuchs für Blogger und Internet-Dissidenten.

Online-Banner, die zum 24-Stunden-Protest aufrufen, gibt es auf Deutsch und Englisch hier zum Download.

Die Liste aller derzeit inhaftierten Internetdissidenten finden man hier.

(Quelle: ROG)

P.S. Ich finde die Idee eines solchen Tages toll. Trotzdem denke ich, reicht es nicht, andere an den Pranger zu stellen, sondern wir sollten auch und vor allem anderen mal vor unserer eigenen Tür kehren. Und z.B. Regierungen abwählen, die aus monetären („wirtschaftlichen“) Gründen gemeinsame Sache mit Staaten, wie z.B. China, machen und damit die Regimes stützen, die Menschenrechte mit Füßen treten. Und – misst man sie an ihren Taten – auch im eigenen Land an Zensur und Überwachung total basteln.

Angst machen …

… gilt nicht doch?

Im r-archiv steht heute etwas zu einem Gedanken, der mir auch immer mal wieder durch den Kopf huscht: Warum? Warum z.B. werden Gesetze gemacht, die dann der BGH kassiert? Sind da einige echt so doof?

r-archiv dazu:

Der Verdacht, diese Regierung arbeitet gezielt und gewollt mit dem Faktor „Einschüchterung“ – in dem sie in verfassungswidriger Weise Grundrechte versucht auszuhebeln – wissend, dass diese Versuche spätestens in Karlsruhe scheitern – die Freiheit der Berichterstattung im Internet behindert – und Märchen über die Arbeit des Verfassungsschutzes verbreiten lässt – verstärkt sich bei mir immer mehr.

Liegen tatsächlich Versuche der gezielten Einschüchterung vor – dann haben diese Versuche einen Grund – und der Verdacht einiger Politiker – die Regierung befürchte in naher Zukunft innere Unruhen – würde eine Bestätigung erfahren.

Meine Vermutung ist eine (möglicherweise) drohende „Massenarmut“ von Alten und von Personen, die schon heute für Sklavenlöhne arbeiten müssen und deren Armut der Staat nicht mehr finanziell auffangen kann.

Diese Vermutung teile ich.

Immer öfter höre ich auch von Leuten Sprüche wie, ob ich es nicht gefährlich fände, unter meinem Namen und eben nicht anonym meine Meinung zu äußern und Websites zu betreiben. Da ist die Kollegin, die mir auf die Frage, ob sie auch für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung unterschreibe, antwortet, sorry, sie habe nur einen befristeten Vertrag und wolle dessen Verlängerung nicht „irgendwie“ gefährden … „Man weiß ja nie…“ Der Nächste erklärt mir, nein, sorry, er ginge nicht mehr zu Demos und globalisierungskritischen Treffs, er wolle nicht, dass seine Familie mit Hausdurchsuchungen erschreckt werde …

Sicher, das sind alles nur Einzelfälle, und mangelnde Zivilcourage ist nicht gerade ein neues Phänomen. Überhaupt ist das alles kein neues Phänomen, wie ich damals auch schon schrieb. Neu ist höchstens das Maß der Möglichkeiten der Mächtigen, das z.b. IT bietet.

Die Macht des Einen beruht immer auch auf der Angst des Anderen. Angst macht kontrollierbar, manipulierbar, lenkbar – regierbar. Bis zu dem Punkt zumindest, wo man nichts mehr zu verlieren hat, außer seiner Angst …

Kommödienstadel

Raus ausse Kartoffeln, rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln, rin inne Kartoffeln …

Was da grad in Hessen und bei der SPD abgeht, könnte man humorvoll Kommödienstadel nennen. Es braucht allerdings schon ’ne Portion Galgenhumor…

Bei mir kommt in diesen Tagen eine Art „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“-Déjà-vu aus den Zeiten, als die Grünen zum ersten Mal in die Parlamente einzogen, auf.

Liebe SPD, liebe sonstige „Etablierte“, der Einzug der Linken in westdeutsche Parlamente ist nicht Ursache der Probleme. Es ist die Folge. Die Folge eures Totalversagens auf ganzer Linie. Die Folge dessen, dass ihr dieses Land zerstört, es dem Shareholder Value, der grenzenlosen BWLer-Dummheit, euren Lobbies, eurer unstillbaren Gier nach Macht und Geld opfert… Die Folge eurer Perversion der Demokratie.

So schlimm das alles ist, so wohltuend ist es für mich euer Gezappel und euer Muffensausen mitanzusehen. Man ist gewohnt, dass ihr euch lächerlich macht, aber so lächerlich wie grad, das ist schon ein wahrer Genuss.

P.S. In diesem Zusammenhang der Hinweis auf das neue Blog vom Basti 😉