ZDF, Sonntag, 4. November 2007, 0.20 Uhr nachtstudio
Gäste:
Petra Bahr, Theologin, Kulturbeauftragte der EKD
Manfred Lütz, Theologe, Psychotherapeut, Psychiater
Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Giordano-Bruno-Stiftung
Henryk M. Broder, Journalist und Buchautor
Der neue Religionsstreit
Nach dem Erscheinen von Richard Dawkins Bestseller „Der Gotteswahn“, ist erneut der Streit zwischen Gläubigen und Atheisten entbrannt, ob es tatsächlich einen Gott gibt.
Seit Wochen steht ein Buch in den internationalen Bestsellerlisten, in dem ein Oxfordprofessor mit dem Glauben an ein höheres übernatürliches Wesen jedweder Art abrechnet. Der Mann ist Evolutionsbiologe, heißt Richard Dawkins und erregt mit seinem 575-Seiten Werk „Der Gotteswahn“ seit Monaten die Gemüter. In einer Art atheistischem Manifest wettert er nicht nur scharfzüngig gegen religiöse Fundamentalisten, sondern hält Religion grundsätzlich für irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch. Sie lehre uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen. […]
Mit Dawkins, so scheint es, ist ein Kulturkampf aus den USA nach Europa geschwappt, der den Nerv der Zeit trifft. Gerade in Deutschland treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus, doch gleichzeitig nimmt das Interesse an religiösen Fragen spürbar zu. Besinnungsliteratur steht hoch im Kurs. Jeder bastelt sich seine ganz persönliche Patchwork-Religion. Und selbst Deutschlands vorderster Denker Jürgen Habermas hat in seiner Auseinandersetzung mit Kardinal Joseph Ratzinger die „Ressource Religion“ für den philosophischen Diskurs wiederentdeckt. […]
Warum erfährt zum Beginn des 21. Jahrhunderts die Religion eine Renaissance? Stimmt die These von der destruktiven Natur der Religion? Wie sicher ist es, dass es Gott nicht gibt? Ist Religion nicht vielleicht doch mit der Evolution vereinbar? Und ist Gott nicht nur eine Wahnvorstellung? […]
Mehr Infos: ZDF
Danke für den Tipp, ich schau selten in’s Fernsehprogramm deswegen verpass ich solche Sachen meist.
-.- 0:20 ist zwar spät, aber das wird schon hinhaun.
Das Problem der Evolutionstheorie ist ihr Anspruch, die alleinig Wahrheit über die Entstehung und Entwicklung von Leben auf unseren Planeten zu besitzen.
Die präbiotische Chemie untersucht den Übergang von anorganischem Material zu funktionsfähigen Zellstrukturen durch Simulation von präbiotischen Umweltbedingungen im Labor, der Anfang der Biologie beginnt bei der Untersuchung bereits vorhandener komplexer Organismen.
Im Jahre 1953 konstruierte Miller seine bekannte Apparatur, deren Ergebnis folgendermaßen aussah: Teer 85%, Carbonsaüren 13%, Glycin 1,05%, Alanin 0,85% sowie Spuren von Leucin, Serin, Prolin und Valin. Millers Versuch ist vielfach kopiert worden, doch konnten in den einzelnen Versuchsansätzen von den 20 nötigen Aminosäuren nur maximal 13 synthetisiert werden, womit nun überhaupt nicht bewiesen werden konnte.In späteren Versuchen bewies ebenfalls Miller, dass in einem redox-neutralen oder nur leicht reduzierten Gasgemisch so gut wie keine Aminosäuren nachgewiesen werden konnten.
Untersuchungen von Dose (1974:74) sowie weiterer namhafter Wissenschaftler wie Rauchfuß, Abelson, Crick, Cairns-Smith, erbrachten den Nachweis, dass die mittlere Konzentration an freien Aminosäuren im Urozean nicht viel höher als heute gewesen ist. Die vermutete stark reduzierende Uratmosphäre hat es nie gegeben, sie bestand im wesentlichen aus Stickstoff, Kohlendioxid und Wasser.
Einige Anmerkungen bekannter Wissenschaftler zur Ursuppentheorie:
Michael Denten: Eine Zelle per Zufall zu erhalten, würde voraussetzen, dass sich mindestens einhundert funktionsfähige Proteine gleichzeitig an einen Ort einfinden. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass auch nur eines dieser funktionsfähigen Proteine erscheint, liegt wohl nicht über 10 hoch -20 ; die Wahrscheinlichkeit für das Erscheinen von einhundert funktionsfähigen Proteinen gleichzeitig an einem bestimmten Ort beträgt also 10 hoch -2000 .
Vollmert: Das Medium (gemeint ist das Urmeer) enthielt einen großen Überschuss an kettenabbrechenden Molekülen und die Kettenmoleküle waren dem Angriff von Wasser bzw. einer wässrigen Ammoniumformiatlösung schutzlos ausgeliefert.
Sein Fazit: Dass in einem sich selbst überlassenen wässrigen Medium nach Art einer Ursuppe langkettige Makromoleküle wie DNA und Proteine nicht spontan (von selbst) entstehen.
Ein weiteres Problem: Bei der weiteren Kettenverlängerung wird Energie benötigt, die nicht innerhalb des Systems vorhanden ist, wodurch eine Kopplung an eine zuverlässige Energiequelle unabdingbar wird, weil das chemische Gleichgewicht auf der monomeren Seite liegt,so dass die thermodynamischen Reaktionen irreversibel nur in einer Richtung und zwar der einer Polymerhydrolyse verlaufen. Fazit: Keine lebenden Zellen ohne eine äußere Zufuhr von Energie!
Prof. Eigen (2007): Das Universum sei nicht alt genug für die Darstellung von lebenden Makromolekülen, er berechnet 10 hoch 130 Möglichkeiten für das Aneinanderreihen von 100 Aminosäuren, sein Fazit: Leben konnte nicht durch Zufall entstehen.
Mit einem Auszug aus meiner Webseite (http://mitglied.lycos.de/futuremann/) möchte ich die Ursuppentheorie beenden und die RNA-Welt behandeln.
Die Bereitstellung von optisch aktiver D-(+)-Ribosebausteine ist aufgrund fehlender Selektion in einem präbiotischem Modell unmöglich, weil bei der chemischen Synthese stets Racemate, also Gemische von spiegelbildlich gebauten Molekülen im Verhältnis 1:1 entstehen. Gemische führen aber unweigerlich zu Kettenabbrüchen, weil die Konformere wahllos, das heißt, auch in die verkehrte Richtung, eingebaut werden, Leben hängt aber davon ab, dass aus den beiden Formen nur die linkshändig gebauten Moleküle verwendet werden.
Um eine RNA-Welt als Vorstufe der Entwicklung von Leben zu postulieren, muss der Ablauf der Synthese der dazu benötigten Bausteine (Pentosezucker, Phosphorsäure sowie der Basen) unter präbiotischen Bedingungen konkret definiert werden. Diese Hypothesen gipfeln letztendlich in der Feststellung, sie waren einfach vorhanden.
Mit jeden weiteren Schritt, den wir unter angenommenen präbiotischen Bedingungen nachvollziehen, wachsen die Probleme exponentiell an. Nach der Bereitstellung der Bausteine erfolgt deren Zusammenbau zu Polynukleotiden. Dazu ist die Herstellung einer Vorrichtung nötig, die unser System befähigt, die Selbstorganisation in Gang zu setzen und die korrekte Anordnung der Bausteine sowie ihren razematfreien Einbau zu ermöglichen.
Ein weiteres Prolem,was gern unterschlagen wird,besteht darin, dass der Zusammenbau von Nukleinsäurebasen, Phosphor und Ribosezucker zu Polynukleotiden in präbiotischen Systemen weit außerhalb des chemischen Gleichgewichts stattfinden muß.
Ich erinnere an den 2. Hauptsatz der Thermodynamik, in dem es heißt, dass alle ungesteuerten, richtungsgebundenen Prozesse in einem außerhalb des chemischen Gleichgewichts befindlichen Systems schnellstmöglich den Zustand der größten Unordnung anstreben.
Ohne den erneuten Einsatz eines Regelmechanismusses besteht hier ein nicht auflösbarer Widerspruch.
Noch grotesker wird die weitere Vorstellung der Evolutionsbiologen mit der Annahme, dass in einer weiteren Entwicklungsstufe aus der RNA die DNA hervorgegangen ist. Unsere sich selbst replizierende RNA müsste nach den Vorstellungen der Evolutionsbiologen die DNA sowie den genetischen Code aus sich selbst heraus synthetisieren.Wenn man dieser Annahme zustimmt, was die meisten sicher tun, dann dürfen sie ebenfalls der nun folgende Annahme ihre Zustimmung nicht verweigern, dass ihr Computer sich sein Betriebssystem selbst erschaffen hat.
Der Satz von Louis Pasteur, Leben kommt nur aus Leben, ist nicht widerlegbar.
@Schulz:
Wieso genau spamst du den Kommentar dieses Blogbeitrags mit Werbung für deine Seite voll, welche eigentlich nichts mit Dawkins, dem Fernsehprogramm, der Renaussance von evangelischen Freikirchen oder ähnlichem zu tun hat?
Das ist nur mal eine Frage, die mir spontan zu dieser langen, Fazit- und Zusammenahngslosen Stellungnahme in den Sinn gekommen ist.
Nun zum Inhalt:
Bereits der erste Satz ist komplett falsch. Die Evolutionstheorie ist eine wissenschaftliche Theorie (hence the name), welche das Leben auf der Erde plausibel und sinnvoll beschreibt. Sinnvoll, weil sie Aussagen über zukünftige Entwicklungen, über unentdeckte oder schlecht erforschte Arten und über die Ähnlichkeit von Tierarten möglich macht. Plausibel, weil noch keine Fakten dagegen sprechen.
Von alleiniger Wahrheit wird aber kein Wissenschaftler bei keiner Theorie sprechen. Auch wenn eine Theorie als wahr anerkannt ist, so heisst das rein pragmatisch nur, dass sie noch nicht widerlegt wurde. Dabei können auch mehrere (sich teilweise widersprechende) Theorien gleichzeitig als wahr gelten.
Was deine Ausführungen über präbiotische Chemie angeht, so sind die zwar mehr oder weniger Flächendeckend, haben aber nichts mit dem Thema des Blogs oder mit der Evolutionstheorie zu tun und enthalten auch kleinere Ungenauigkeiten:
1) Die Zahlenspielereien mit Proteinen sind müssig, geht man heute in der präbiotischen Chemie eher von funktionierenden RNA-Systemen aus, welche sowohl den Proteinen als auch den abgeschlossenen Zellen vorangegangen sind.
2) Das Argument mit dem 2.HS der Thermodynamik und der benötigten Energiezufihr, die es nicht gibt, ist kompletter Schwachsinn und ist als solcher auch schon bei seiner ersten Vorbringung (wenn nicht schon früher) entlarvt wurde. Die Sonne liefert seit Entstehung der Erde ausreichend Energie, um diese Reaktionen zu ermöglichen.
3) Das Argument mit dem racemischen Gemisch ist ebenfalls ziemlich sinnlos, da wir keinesfalls auch nur im Ansatz wissen können, wie lange L- und D-Aminosäuren und Ribonukleide in einer 1:1 Mischung existiert haben, bis sich eine der beiden Varianten schliesslich (aus welchem Grund auch immer) durchgesetzt hat. Spätestens die erste Zelle hat den Standard gesetzt. Wie die Mischung zuvor war, können wir nicht wissen und es ändert auch wenig an vorherrschenden präbiotischen Modellen.
4) Das Argument mit dem verletzen Gleichgewicht von assemblierten und freien Nukleotiden ist ebenfalls nicht stichhaltig, da dies zwar in der Zelle so sein muss (dort gibt es ja auch Regelmechanismen), in einer Präbiotischen Welt jedoch keine Notwendigkeit war. Des weiteren wird durch die Faltung der Ribonukleinsäure die Stabilität des Makromoleküls so stark vergrössert, dass das Gleichgewicht schon etwas besser aussieht, als die reine Bindungsenthalpie vermuten lässt.
Der letzte Absatz zeugt, anders als andere Elemente dieses Spams, von einer katasrophalen Unkenntnis biochemischer Vorgänge und Präbiotischer Modelle. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass das aus der selben Feder stammt wie der Rest des Beitrages. Das Niveau dieses Arguments liegt irgendwo zwischen Grundschule und Hollywood-Komödie. Die gröbsten Schnitzer:
– ‚Die Evolutionsbiologen‘ beschäftigen sich mit der Evolutionstheorie und nicht mit der Präbiotik.
– Selbst Präbiotiker gehen nicht davon aus, dass DNA aus RNA hervorging, sondern dass in RNA-Systemen Enzyme gebildet wurden, welche RNA in DNA transkribieren können. Ähnliche Enzyme also, wie Reverse Transkriptase heute in RNA-Viren vorkommen.
– ‚der genetische Code‘ ist kein Milliarden Stellen umfassender Masterplan, sondern eine DNA- oder RNA-Sequenz. Und diese entsteht nun mal zufällig, sofern Nukleotide vorhanden sind. Und wenn schon eine Sequenz vorhanden ist, dann repliziert er sich auch selbständig. Nicht besonders getreu und nicht besonders schnell, wenn die richtigen Enzyme fehlen, aber der Code (der schon ab drei Nukleotiden als Code bezeichnet werden kann, also nicht wirklich ein Betriebssystem ist) kann dennoch aus sich selbst entstehen.
– Die Analogie mit dem Betriebssystem ist nicht nur hirnrissig und polemisch, sie greift auch nicht, da wir in der Präbiotik nicht von komplexen Organismen, sondern von eher schlichten, biochemischen Fliessgleichgewichten mit organischen Makromolekülen sprechen. Hierbei entstehen innert weniger Jahrhunderte durchaus funktionierende Systeme, zu denen auch langkettige RNA-Stränge gehören, welche aber keinesfalls schon so ausgereift sind, wie sie nach 3.5 Milliarden Jahren andauernder Mutation und Selektion heute beobachtet werden können.
Danach noch einen Ausspruch eines Arztes anzuführen, der 70 Jahre vor Entdeckung der DNA gestorben ist, reisst den Beitrag auch nicht wirklich raus.
Deswegen nochmal die Fragen:
Wieso dieser Spam auf den Hinweis auf eine Fernsehsendung?
Und wieso reichte die Zeit nicht für saubere Recherche, eine sinnvolle Struktur oder ein Fazit?
(T’schuldigung an dieser Stelle für diesen etwas langen Beitrag, aber bei solcherlei Geschwätz gehen mir die Pferde schon mal durch)
Thx Tarl 😉
Lieber Schultz, ich denke, hier ist nicht der geeignete Ort, dergleichen zu diskutieren. Ich lade dich jedoch ganz herzlich ins forum.grenzwissen.de ein, dort können wir das sehr gern weiter diskutieren!