Heute abend, ganz genau um 21:45 Uhr ist Vollmond. Ein ganz besonderer Vollmond: Harvest Moon – Ernte-Mond.
Die nordamerikanischen Ureinwohner – aber nicht nur sie, dergleichen findet sich in vielen Kulturen – hatten viele Namen für den Mond. Sie dienten der Orientierung im Jahr und wurden später von den Farmern übernommen, ergänzt usw. Den Blue Moon – Blauen Mond – hatten wir hier schon mal. Des Weiteren gibt es noch Monde mit klangvollen Namen wie z.B. Wolfs-Mond, Schnee-Mond, Wurm-Mond, Rosa-Mond, Blumen-Mond, Erdbeer-Mond, Reh-Mond, Hecht-Mond, Jägers-Mond, Biber-Mond, Kalter-Mond …
Der Ernte-Mond ist der erste Vollmond nach der Herbst-Tagundnachtgleiche, dem Herbstanfang, der dieses Jahr auf den 23. September fiel. Der Name Ernte-Mond soll sich auch daher ableiten, dass er den Bauern eine Extraportion Licht spendierte, zusätzliche Zeit, um die wertvolle Ernte bis tief in die Nacht hinein einzubringen.
Wer schon einmal einen Blick auf die Mondaufgangszeiten geworfen hat, wird vielleicht bemerkt haben, dass der Mond von Tag zu Tag später aufgeht. Diese „Verspätung“ variiert je nach Jahreszeit zwischen ca. 15 und 70 Minuten. Zur Zeit ist sie besonders kurz, zwischen gestern (17:14) und heute (17:30) lagen gerade mal 16 und zwischen heute und morgen (17:47) liegen 17 Minuten. Es scheint also wirklich so, als gäbe sich Frau Luna alle Mühe, schnell wieder da zu sein, um den erntenden Bauern zu leuchten 😉
Die Tagundnachtgleichen galten z.b. den Kelten als ganz besondere Zeitpunkte, da hier der Kosmos im besonderen Gleichgewicht schien: Es gibt 12 Stunden Tag und 12 Stunden Nacht und nur zu diesen beiden Zeitpunkten im Jahr geht die Sonne genau im Osten auf und genau im Westen unter. Die Mächte Licht und Dunkelheit sind im Gleichgewicht und diese Zeiten galten als Torwege des Jahres. Zur Zeit der Herbst-Tagundnachtgleiche feierten sie Alban Elfed, ein Fest, das in der keltischen Tradition dem göttlichen Kind Mabon („göttlicher Sohn“) geweiht war, der übrigens wie der griechische Dionysos , dessen Mysterien ebenfalls im Herbst gefeiert wurden, in die Unterwelt hinabsteigt und wiedergeboren wird. Diese Traditionen und Mysterien spiegeln den Gang der Sonne, die als Gott personifiziert wird, wieder.
Vom ausgeglichenen Zeitpunkt der Herbst-Tagundnachtgleiche an gewinnt die Dunkelheit immer mehr Macht, die Nächte werden länger und länger, die Tage kürzer und kürzer, bis am 21./22. (dies Jahr 22.) Dezember, dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende die Dunkelheit mit der längsten Nacht des Jahres vollends gesiegt zu haben scheint, das Licht – die Sonne – gestorben ist. Drei Tage scheint dies so zu bleiben, bis am 3. Tag das Licht wiedergeboren wird, die Tage wieder länger werden. Um den 24./25. Dezember gab/gibt es daher in vielen Kulturen Feiern zur Wiedergeburt des Lichtes, der Sonne. Sonnengötter wie z.B. Mithras (bei den Römern auch „Sol Invictus“, der unbesiegbare Sonnengott) feierten ihren Geburtstag am 25. Dezember, die Christen übernahmen dies später für Jesus.
Zurück zu unserem Ernte-Mond. Nun beginnt die Zeit der Erntedankfeste, aber auch die Zeit der großen Volksfeste (ja auch dem größten der Welt, dem Oktoberfest), wenn die Ernte eingebracht ist und früher die Taschen der Bauern voll waren.
Vielleicht für jeden von uns ein guter Zeitpunkt, sich auch einmal die eigene Jahresernte 😉 anzuschauen, sich zu bedanken, die – hoffentlich 😉 – Fülle zu feiern und sich auf den farbenfrohen Herbst zu freuen, der sich ja wirklich alle Mühe gibt, unsere Farbspeicher noch mal kräftig aufzufüllen, damit wir die dunkle Zeit des Winters gut überstehen 😉
So und wer nun immer noch nicht genug vom Mond hat, kann ja noch einen Abstecher nach Google Moon machen und gucken, ob er nicht vielleicht doch aus Käse ist … 😉
(Bildquelle: Astronomy Picture of the Day)
Liebe Claudia, ein schöner Beitrag über den Erdtrabanten, der die Menschen schon immer phasziniert und nicht nur Dichter und Philosophen zum Nachdenken und Träumen angeregt hat. Im Gegensatz zur Sonne, dem Kernfusionsreaktor, dem viele unwissende Erdbewohner ihre Haut mit späterer Krebsgefahr aussetzen, ist der Mond – auch wegen seiner vermeintlichen Gesichtszüge – ein dem Menschen vertrautes Wesen, mit dem man sogar „reden“ kann. Hast Du schon einmal mit der Sonne geredet? La Luna ist für die südlichen Länder sogar ein weibliches Wesen! Le sol dagegen männlich.
Nun genug davon! Ein schönes mondbeschienenes Wochenende
Martin